Geld ist nicht alles

Last Updated on Januar 6, 2024 by admin

Diesen Satz hat jeder bestimmt schon Mal gehört, doch in Wirklichkeit ist alles Geld. Dieses Mal soll es um das Buch „Entfremdung“ von Peter Zima gehen. Was Entfremdung mit dem Thema Geld zu tun hat, erfahrt ihr in Kürze.

Entfremdung

Zunächst zu dem Begriff Entfremdung. In dem Buch wurde erklärt, dass Entfremdung immer voraussetzt von etwas entfremdet zu sein. Beispielsweise kann eine Person sich von der eigenen Familie oder dem Staat entfremdet fühlen. Dies wird durch das subjektive Empfinden der Person oder durch objektive Begebenheiten verursacht. Subjektive Entfremdung wäre, wenn die Person beispielsweise das Gefühl hat von der Familie entfremdet zu sein. Dies bedeutet nicht, dass die Familie grundsätzlich gewisse Strukturen aufweisen muss, welche die Entfremdung der Einzelperson verursacht. So kann es sich um eine wohlhabende und liebende Familie handeln, in der aber eine einzelne Person sich durch bestimmte Gründe unwohl oder entfremdet fühlt.

Objektive Gegebenheiten wären dann eben Strukturen, die objektiv dazu führen eine Entfremdung bei den Menschen zu verursachen. Ein Beispiel hierfür wäre ein Staat, der es Menschen verwehrt ihre wahren Gedanken zu äußern bzw. sie zwingt ihr Wertesystem unterdrücken zu müssen.

Geld und Entfremdung

Was hat nun Geld mit Entfremdung zu tun? Georg Simmel spricht in seinem Werk „Philosophie des Geldes“ über diese Entwicklung. Durch die Entwicklung von Großstädten und der Entstehung des Geldes als allgemeines Tauschmittel der Wirtschaft wurden die Beziehungen der Menschen zueinander zunehmend anonymer und unpersönlicher, aber dafür rationaler. Für das moderne Leben ist das Geld demnach eine absolute Notwendigkeit, damit die Fülle an Transaktionen schnell und einfach gehandhabt werden können. Simmel geht so weit zu sagen, dass Geld den Effekt hat jegliche Gedanken und Gefühle der Menschen zu kontrollieren. Alle Interaktionen werden nur noch aus der Linse des Tauschwertes in Geld betrachtet. Freundschaften und Partnerschaften werden danach gemessen welchen Mehrwert oder Geldwert sie für jemanden persönlich einbringen und Arbeit muss lediglich den Zweck erfüllen das Geld zu vermehren.

Ökonomisierung

Anknüpfend an dieses Werk sprechen Schimank und Volkmann von der „Ökonomisierung der Gesellschaft“. Mit Ökonomisierung ist die zunehmende Relevanz der Gewinnmaximierung in den Teilsystemen der Gesellschaft gemeint. Teilsysteme sind aus funktionaltheoretischer Sicht Systeme der Gesellschaft wie das Bildungssystem, das Wissenschaftssystem, das Gesundheitssystem, Sport, Kunst usw.. Diese Systeme haben sich ausdifferenziert und erfüllen gewisse Funktionen für die Gesellschaft. Die Leistungen dieser Systeme lassen sich wiederum durch bipolare Pole beschreiben. Gesundheitssysteme verfolgen den Leitwert „gesund/ungesund“, Wissenschaftssysteme den Leitwert „Wahrheit/Unwahrheit“, Kunst den Leitwert „Ästhetisch/Unästhetisch“ usw..

Der Druck in kapitalistische Gesellschaften stetig Gewinn maximieren zu müssen führt dazu diese Leitwerte zu gefährden. Während es damals wichtig war welche Operationen oder Behandlungen die Patienten gesund macht, steht nun im Vordergrund welche Behandlungen möglichst viel Gewinn für das Krankenhaus oder die Praxis einbringen. Wissenschaftler sind dem Druck ausgesetzt Forschungen auszuwählen, die möglichst viel Fördergelder einbringen.

Die Unterlaufung der Leitwerte der Teilsysteme führt bei den Produzenten oder anders gesagt den Mitarbeitenden in den Organisationen und Unternehmen dazu ein Gefühl der Entfremdung wahrzunehmen. Während Studierende möglichweise mit den Gedanken das Studium anfingen, um als Arzt Menschen zu heilen oder als Forscher neue Erkenntnisse in der Wissenschaft zu erreichen, treffen sie in der Praxis auf die Realität ihre Leistungen für den Gewinn der Organisation oder des Unternehmens verkaufen zu müssen. Steht das Selbstverständnis der Tätigkeit als Arzt oder des Forschers im Kontrast zur Praxis der Organisation, so kann dies die genannten Effekte der Entfremdung zur Ursache haben.

 

Hier das Buch:

Entfremdung: https://suche.suub.uni-bremen.de/peid=B80691341&LAN=DE&CID=&index=L&Hitnr=2&dtyp=O&rtyp=a&Exemplar=1%0A%09%09%09%09%09%09%09

Weiterführende Literatur und Links:

Georg Simmel „Philosophie des Geldes“: https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Simmel

Uwe Schimank und Ute Volkmann „Ökonomisierung der Gesellschaft“: https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-531-90905-9_19

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